Dienstag, 3. Februar 2009

Der Trend zur gezielten Spende

Generalsekretärin Caroline Theves: "Wir müssen innovative Wege gehen"


von Dani Schumacher

"Der Mensch in Not steht immer im Vordergrund. Um rasch und effizient handeln zu können, ist die Nachhaltigkeit der verfügbaren finanziellen Mittel angesichts der mannigfaltigen Notsituationen eine zentrale Herausforderung für die Caritas ." So steht es im Kapitel "Finanzmanagement" des Caritas-Jahresberichts 2006/2007 .

Um helfen zu können, sind Hilfsorganisationen wie die Caritas auf Spenden angewiesen. Wie sich diese Spenden zusammensetzen, darüber gibt es allerdings kaum Details. "Was das allgemeine Spendenverhalten anbelangt, fehlen uns leider die nötigen Statistiken," bedauert Caroline Theves, Generalsekretärin der Caritas .

Theves hofft deshalb, dass solche Analysen in Zukunft durchgeführt werden können , denn wenn die Hilfsorganisationen über genaue Kenntnisse zur Spendenpraxis verfügen würden, könnten sie ihre Spendenaufrufe gezielter formulieren .

Die Mittel der Caritas setzen sich aus Privatspenden und aus Zuwendungen seitens der Ministerien, der Gemeinden und der Europäischen Union zusammen, wobei die öffentlichen Gelder mit 88,34 Prozent den Löwenanteil ausmachen.

Die öffentlichen Geldgeber für die Inlandshilfe sind das Familien- und das Integrationsministerium und der Europäische Flüchtlingsfonds. Die Projekte der Auslandshilfe werden über Rahmenverträge mit dem Außen- und Immigrationsministerium finanziert und über Gelder aus Brüssel mitfinanziert. Laut Jahresbericht beliefen sich die öffentlichen Zuwendungen im Rechnungsjahr 2006/2007 auf 10,35 Millionen Euro.

Lediglich 9,46 Prozent der Einnahmen stammen aus Privatspenden. Wie dem Jahresbericht zu entnehmen ist, beliefen sich die Privatspenden im Rechnungsjahr 2006/2007 auf 980 347,98 Euro. Die Spender stammen aus allen Gesellschaftsschichten: "

Wir können auf einige Hundert sehr treue, traditionelle Spender zählen, die mehrmals im Jahr substanzielle Summen überweisen. Auf das Konto dieser 'Großspender' gingen im vergangenen Jahr immerhin 44 Prozent der Privatspenden," so Caroline Theves .

Hinzu kommen unzählige Privatpersonen, die je nach ihren finanziellen Möglichkeiten kleinere Summen überweisen. Auch Kleinstspenden von wenigen Euro sind willkommen . Insgesamt sind die Spender sehr treu, viele fühlen sich der Caritas einfach verbunden.

Das Engagement der Unternehmen
Verlässliche Einnahmequellen sind auch die Partnerschaften mit den Firmen . Als Beispiel verweist Caroline Theves auf die Partnerschaft mit dem Unternehmen Microsoft. Unter dem Namen "Unlimited potential" betreibt Microsoft International ein Programm, das sich zum Ziel gesetzt hat, den elektronischen Graben zwischen Arm und Reich zu verringern.

Zusammen mit Microsoft Luxembourg hat die Caritas ein Projekt für Internetzugänge auf die Beine gestellt, das in einer ersten Phase vor allem Asylbewerbern zugute kam, weitere Zielgruppen folgen in der weiteren Entwicklung des Projekts.

So wurden zunächst die betreffenden Betreuungsstrukturen der Caritas , wie etwa der Foyer Saint Antoine, mit dem nötigen Material ausgestattet. Ein Hauptakzent lag aber auch auf den Informatik-Kursen. Von September 2006 bis August 2007 stellte Microsoft immerhin mehr als 47 000 Euro für das Projekt zur Verfügung .

"Unternehmen, die sich auf die Art engagieren, identifizieren sich auch mit den Projekten und informieren sich regelmäßig über deren Entwicklung," stellt die Generalsekretärin klar. Die verschiedenen Projekte werden folglich auch nach den Vorstellungen der Unternehmen aufgebaut.

Die "Spenden nach Maß" kommen aber nicht nur für Firmen in Frage, auch Vereinigungen können sich auf diese Art und Weise engagieren. So wurde etwa für den Pfarrverband Mersch ein Programm aufgelegt, das die Einrichtung einer Küche im Foyer Saint Antoine zum Ziel hatte.

Die allgemeine Tendenz bei den Spenden zeigt denn auch in die gleiche Richtung . "Die Menschen sind bereit zu spenden, wollen sich aber zunehmend für eine ganz konkrete Sache engagieren", berichtet Caroline Theves. Zweckgebundene Spenden liegen demnach im Trend.

Spendenaufrufe sind umso erfolgreicher, je mehr die Medien über die Katastrophe berichten. So löste etwa der Tsunami im Jahr 2004 eine wahre Spendenflut aus . Allein auf das Konto für die Auslandshilfe der Caritas gingen im Rechnungsjahr 2004/2005 1,84 Millionen Euro ein. 2006/2007, in einem Jahr ohne größere Katastrophen also, wurden 543 653 Euro gespendet.

Bei der Auslandshilfe engagiert sich die Caritas zum einen in der Soforthilfe. Ein großer Teil der Gelder wird aber nachhaltig eingesetzt. "Über unsere Schwesterorganisationen in den einzelnen Ländern bleiben wir aber vor Ort," erklärt die Generalsekretärin .

In den von Überschwemmungen betroffenen Gebieten hat man beispielsweise nach der Soforthilfe Häuser auf Stelzen errichtet und die Bevölkerung geschult , wie sie sich im Fall von neuen Überschwemmungen verhalten soll. Bis heute ist die Caritas über die lokalen Caritas-Sektionen in der Region aktiv.

"Ein 'Philanthropie-Nachschlagewerk' wäre nützlich"

Neben den Spendenaufrufen im Katastrophenfall stellen die Caritas-Kollekten die Haupteinnahmen dar. Im November wird eine Kollekte für Flüchtlinge organisiert , die Spenden der Kollekte vom Februar/März gehen an die Obdachlosen und bei der "Quinzaine de la Caritas" im Mai werden Gelder für die Kinder- und Jugendhilfe gesammelt.

Die Gelder sind zielgebunden und fließen in spezielle Fonds für die jeweiligen Zielgruppen, mit denen dann die verschiedenen Projekte finanziert werden.

Ein weiteres wichtiges Standbein bei den Einnahmen stellen die Legate dar. Allerdings kann diese Summe von Jahr zu Jahr sehr stark variieren.

Eher konstant bleiben hingegen die Privatspenden. "Während unsere Spendeneinnahmen nahezu konstant bleiben, steigen die allgemeinen Kosten. Deshalb müssen wir verstärkt Anstrengungen unternehmen, um mehr Gelder aufzutreiben," erklärt Caroline Theves. Innovative Ideen sind demnach gefragt.

Neue Wege hat man etwa mit dem "Postlaf 2008" beschritten, wo die Läufer ein Spendenversprechen geben konnten . Auch wenn längst nicht alle Versprechen eingelöst wurden, so hat die Aktion dennoch über 10 000 Euro für ein Kinderprojekt in Moldawien gebracht.

Caroline Theves kennt aber auch die Schwachstellen: Die Kommunikation müsste professioneller werden, sagt sie. Dabei stellt die Vielsprachigkeit eines der Probleme dar. Um die Gesamtbevölkerung zu erreichen müssten sämtliche Spendenaufrufe , sämtliche Falt- und Infoblätter auf mindestens vier Sprachen erscheinen . Solche Werbekampagnen schlagen aber ins Geld.

Eine weitere Schwachstelle sind fehlende Datenbanken mit den Informationen zu den einzelnen Hilfsorganisationen. Dies wäre vor allem für potenzielle Großspender von Interesse. "Es gibt viele Menschen beziehungsweise Unternehmen, die bereit sind , größere Summen zu spenden.

Allerdings wollen sie sich mit dem Projekt , das sie unterstützen, vollständig identifizieren. Deshalb wäre eine solches 'Philanthropie-Nachschlagewerk' vor allem für langfristige Engagements sehr nützlich", so Caroline Theves abschließend.



© saint-paul luxembourg

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