Dienstag, 3. Februar 2009

Profit für guten Zweck

Finethic investiert in Kredite für Banken in der Dritten Welt

Von Arne Langner

Jacques Grivel ist Fondsmanager. Seine Kunden sind Pensionsfonds aus aller Welt , vorzugsweise in der Schweiz. In Genf managt er mehrere millionenschwere Portfolios für seine Investoren. Rendite und Wachstum geben die Ziele für sein Geschäft vor. Vor fünf Monaten hat er eine ungewöhnliche Idee umgesetzt: Er hat in Luxemburg einen Risikokapitalfonds aufgelegt, der ausschließlich Mikrofinanzinstitute unterstützt - der erste seiner Art.

Doch Philantropie sei das reine Investment in Mikrofinanzinstitute nicht, sagt er. Eher könne man es als Finantropie bezeichnen - einen Mix aus Charity und Profitstreben. Schließlich geht es ums Geldverdienen, seine Kunden sollen einen Mehrwert aus ihren Einlagen erhalten. Grivels Motto lautet "Making sense of your money".

Mit der Banque de Luxembourg fand der Schweizer einen kompetenten Partner als Depotbank , die neben Finanzwissen auch die soziale Komponente beim Investieren in Mikrokredite ernst nimmt und das Potenzial sieht: Das Institut baut derzeit eine eigene Philantropie -Beratungseinheit für Kunden auf. Corinne Feypel-Molitor, Beraterin der Direktion für "Professional Banking Services", sieht mehrere Vorteile in Grivels Société des investissements à capital risque(Sicar).

"Für potenzielle Investoren weist die rechtliche Form des Risikokapitalfonds gleich darauf hin, dass die Anlage mit einem gewissen Risiko verbunden ist." Durch die Mindesteinlage von 200 000 Dollar zieht der Fonds in aller Regel ohnehin nur fachkundige Anleger an, die genau wissen , was sie tun. Der Sicar heißt Finethic und wird von Grivel und einem weiteren Manager verwaltet, die sich beim Vertrieb ausschließlich an institutionelle Investoren richten.

Die ersten Gelder, die nach der Auflegung im Herbst 2006 von einem Schweizer Pensionsfonds eingebracht wurden, sind mittlerweile an Mikrofinanzinstitute weitergeleitet worden : Banken in Nicaragua, Bolivien, Ecuador und Aserbaidschan haben davon profitiert .

Interessant bei der Rechtsform Sicar ist außerdem, dass die Promotionsgebühr entfällt. "Bei Risikokapitalfonds braucht man keinen Fondspromotor", sagt Corinne Feypel-Molitor. Damit sind für den Investor etwaige Gebühren nicht mehr zu beachten.

Zudem nimmt Manager Grivel mit 0,5 Prozent eine relative geringe Verwaltungsgebühr . Die Einnahmen daraus fließen komplett in seine Finethic-Stiftung, die wiederum Hilfsprojekte unterstützt. "Wir haben gerade begonnen. Mit den ersten Einnahmen konnten wir finanzielle Hilfe für 400 Kinder in Vietnam ermöglichen", sagt Grivel. Derzeit lagern rund zehn Millionen Dollar in dem Fonds, insgesamt 14 Positionen aus neun Ländern - weltweit, um eine möglichst breite Streuung zu erreichen .

Für das Management bietet die Sicar-Form noch weitere Vorteile. Während man in anderen Fonds einzelne Anteile nicht höher als zehn Prozent gewichten darf, sind beim Risikokapitalfonds bis zu 100 Prozent drin, erzählt Grivel.

Das ansteigende Risiko gleicht er mit dem sogenannten Credit-Pooling aus. Dabei werden Gelder nach der Kreditrisiko-Bewertung der Banken ausgegeben. Im Portfolio werden sowohl risikoreichere Institute mit Krediten versorgt als auch solche, die bessere Geschäftsaussichten zu erwarten haben. "Mit unterschiedlicher Gewichtung verteilen wir die Risiken."

Doch woher weiß man, welches Mikrofinanzinstitut (MFI) besser ist als das andere? Schließlich ist es auch für Grivel der erste Fonds, der in Banken in Entwicklungsländern investiert. "Wir arbeiten mit den Analysten von Symbiotics zusammen", sagt der Manager. Symbiotics ist eine Schweizer Agentur, die MFIs bewertet , benötigte Kreditgrößen berechnet und sogar die Zinshöhe vorgibt , die eine Bank für den Kredit aus einem Fonds zahlen muss.

Bei Finethic fungiert Symbiotics offiziell als Berater. Auf die Erfahrung der Agentur setzt die Banque de Luxembourg nicht nur bei Grivels Fonds. Gerade ist Corinne Feypel-Molitor dabei , den ersten Luxemburger Spezialfonds für Mikrokredite vorzubereiten. Eine deutsche Gesellschaft will den Fonds auflegen - als Berater soll wieder Symbiotics fungieren .

"Wir brauchen Finethic nicht zum Leben", sagt Grivel. Für ihn ist der Fonds Versuchsballon und Aushängeschild für ein gutes Image. Von der Zukunft der Mikrofinanzierung ist er allerdings überzeugt. Zunächst rechnet er mit einer jährlichen Rendite von sechs Prozent bei Finethic. Die derzeitigen Einlagen sollen bis Jahresende auf 30 bis 40 Millionen Dollar steigen.

Wenn es gut läuft, sei der Himmel die Grenze, meint Grivel lachend - und setzt sachlich hinzu, dass Mikrofinanzierung sich durchaus zu einer ernsthaften Assetklasse bei Pensionsfonds entwickeln könnte.

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