Erträge zur Bedienung des Stiftungszwecks lassen sich mit Zinseinnahmen allein nicht erreichen
von Andreas Holpert
Stiftungen sind grundsätzlich frei darin, wie sie ihr Kapital anlegen. Bei allen Anstrengungen, die Erträge zu maximieren, darf jedoch ein Prinzip nicht aus den Augen verloren werden: der Erhalt des Stiftungskapitals.
Ziel eines Vermögensmanagers von Stiftungsgeldern ist daher, die Substanz zu erhalten und gleichzeitig einen möglichst hohen Ertrag zur Leistungserfüllung der Stiftung zu erreichen. Vor dem Hintergrund turbulenter Zeiten an den Finanzmärkten eine schwierige Aufgabe für den Vermögensmanager sowie für die Stiftungsgremien.
Die Verabschiedung eines Kapitalerhaltungskonzepts und der Vermögensanlagestrategie zähle neben der Erfüllung des Stiftungszwecks zu den primären Aufgaben der Stiftungsorgane, erklärt Thomas Strauss, Direktor Vermögensverwaltung der Sparkasse KölnBonn. Deutschlands zweitgrößte Sparkasse hat ein eigenes Stiftungs- und Vereinsmanagement sowie eine Abteilung mit zertifizierten Stiftungsberatern aufgebaut.
Die Bank zähle damit zu den ganz wenigen Sparkassen , die auch über ihre eigenen Stiftungen, gemäß dem Prinzip "alles aus einer Hand", Stiftungen von der Gründung über die Organarbeit bis zur Vermögensanlage beraten und begleiten, so Strauss.
Abstimmung der Konzepte
Bevor der Vermögensverwalter loslegen kann, müssen die Stiftungsorgane die Konzepte Kapitalerhaltung und Anlagestrategie aufeinander abstimmen. Dabei sollten die Erträge für den Stiftungszweck im Einklang mit dem Kapitalerhaltungskonzept stehen. Als Anlagezeitraum empfiehlt Strauss ein Minimum von fünf Jahren.
Während dieser Zeit sollte kurzfristig die Strategie nicht verändert werden, taktische Anpassungen bleiben möglich. Wer mehrere Vermögensverwalter nutzt - große Stiftungen haben häufig ihre eigenen Manager, mittelgroße Stiftungen mit einem Vermögen zwischen fünf bis zehn Millionen Euro beauftragen zwei bis drei Manager - sollte eine Strategie pro Vermögensverwalter haben.
Die Performance sei wichtig, aber entscheidend seien Kapitalerhalt und ordentliche bzw. ausschüttungsfähige Erträge zur Bedienung des Stiftungszwecks, betont Direktor Strauss.
Mehr Aktien oder besser Anleihen?
Mit sicheren Zinseinnahmen allein lassen sich heutzutage jedoch die Ziele der Stiftungen kaum erreichen. Peter Anders, Leiter der Vermögensverwaltung im Stifterverband , gibt in einer in der Wochenzeitung "Die Zeit" veröffentlichten Sonderpublikation zu bedenken, dass bei einer konservativen Anlage über festverzinsliche Wertpapiere derzeit maximal vier Prozent erzielt werden können.
Wenn die Stiftung davon bis zu ein Drittel in die Rücklagen stelle, könne sie noch nicht einmal die Inflationsrate ausgleichen. Für Aktivitäten im Sinne des Stifterwillens und Stiftungszwecks bleibe nichts übrig, sagt der Experte.
Strauss von der Sparkasse KölnBonn äußert sich ähnlich. Da Stiftungen im Regelfall langfristig wenn nicht sogar auf die Ewigkeit ausgerichtet sind, müssten sie mit einer hohen Aktienquote arbeiten, weil Aktien über einen längeren Zeitraum höhere Renditen erzielen, als Anleihen oder Festgeldanlagen. Allerdings sei auch das Risiko eines Wertverlusts bei einem Einbruch der Aktienmärkte weitaus größer .
Es zeigt sich das klassische Spannungsfeld zwischen Liquidität, Sicherheit und Rentabilität: Ein Mehr an Rendite ist bei einer Anlageform in aller Regel mit einem Weniger an Liquiditätsnähe zu bezahlen und ein Zuwachs an Gewinnchancen wird eingekauft mit dem steigenden Risiko von - zumindest kurzfristigen - Kapitalverlusten .
Diversifikation und innovative Strategien
In einem Umfeld, in dem sich mit sicheren Zinseinnahmen nur bescheidene Erträge erzielen lassen, gewinnt die Diversifikation zunehmend an Bedeutung. Für einen langfristigen Kapitalerhalt sei eine breite Diversifikation über die verschiedenen Assetklassen notwendig, sagt Peter Anders. Das Verlustrisiko werde so minimiert und gleichzeitig werden die Ertragserwartungen der Gesamtanlage verbessert, hieß es weiter.
Durch sich verändernde Rahmenbedingungen im globalen konjunkturellen Umfeld müssen sich auch die Vermögensverwalter von Stiftungen neu orientieren . Das Anlageuniversum reicht längst über Euroland und Europa hinaus. Nordamerika , Asien und Japan rücken ebenso in den Fokus wie die Wachstumsmärkte ausgewählter Schwellenländer. Auch bei den Produkten hat sich der Horizont erweitert.
Rohstoffe oder Alternative Investments wie "Private-equity"-Beteiligungen, konservative Hedge -Fonds sowie nachhaltige Anlagen z.B. in "grüne Investments" stoßen zunehmend auf das Interesse der Manager.
Thomas Strauss betont, dass Stiftungen darauf achten sollten, ihr Kapital in Papiere zu investieren, die nicht oder nur sehr wenig miteinander korrelieren. Der Direktor der Vermögensverwaltung der Sparkasse KölnBonn sieht bei vielen deutschen Stiftungen eine eher zu geringe Aktienquote und rät , diese tendenziell auszubauen.
Gemeinnützigkeit nicht aus den Augen verlieren
Die Anforderungen an den Vermögensmanager mögen zum Teil konträr sein. Neben dem Erhalt des Kapitals sowie der Erwirtschaftung und der Ausschüttung hoher Erträge für die Erfüllung des Stiftungszwecks müsse auch die Aufrechterhaltung der Gemeinnützigkeit für die Steuerbegünstigung im Auge behalten werden, gibt Strauss abschließend zu bedenken.
Mit der Aussicht auf steuerliche Abzugsfähigkeiten versuchen Kommunen in Deutschland derzeit verstärkt, wohlhabende Bürger gezielt für gemeinnützige Engagements in ihrer Stadt zu interessieren.
Die Gründung von sogenannten Bürgerstiftungen bietet dem Stifter darüber hinaus die Möglichkeit, bereits mit kleineren Beträgen einen Beitrag zum Allgemeinwohl zu leisten bzw. gemeinnützige Projekte zu finanzieren, obwohl die Kassen der Kommunen leer sind.
© saint-paul luxembourg April 2008
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