Interview mit Philippe Depoorter, Direktor der "Banque de Luxembourg"
Interview: Cordelia Chaton (Luxemburger Wort)
Am heutigen Mittwoch findet in der Philharmonie auf Kirchberg Luxemburgs erste große Philanthropie-Veranstaltung statt. Über 300 Gäste haben sich angesagt; viele aus dem Ausland; alle namhaften Banken des Finanzplatzes sind vertreten .
Der Veranstalter, die "Banque de Luxembourg", hält sich jedoch auffallend zurück . Nicht einmal auf den Einladungen wirbt sie für sich. Bankdirektor und Philanthropie -Leiter Philippe Depoorter erklärt, warum.
Herr Depoorter, Sie kümmern sich seit knapp zwei Jahren um das Thema Philanthropie . Nun veranstaltet die "Banque de Luxembourg" - bei großer Zurücknahme im Hinblick auf Eigenwerbung - ein Kolloquium dazu. Warum?
Die Bank ist schon lange Mäzen, sowohl in der Kultur als auch im Sozialbereich . Dieses Jahr gehen wir einen Schritt weiter. Wir wollen ein "systemisches" Projekt veranlassen, das sich nicht auf eine einzelne Maßnahme, sondern allgemein auf die Förderung der Philanthropie in Luxemburg bezieht.
Wir halten es für sinnvoll, in das Umfeld zu investieren, in dem wir uns als Mäzen und als Berater in Sachen Philanthropie bewegen.
Was wollen Sie durch das Kolloquium erreichen?
In einer Zeit, in der Privatpersonen und Unternehmen dazu berufen werden, einen größeren Anteil an gemeinnützigen Fragen zu nehmen, wollen wir in Luxemburg - am Beispiel anderer Länder - einen Sinneswandel und einen Wandel im Umfeld hervorrufen.
Als Bankier würde uns ein ausführlicheres gestaltetes Umfeld, auch dazu verhelfen, unseren Kunden, die sich mit dem Thema Philanthropie befassen, konkretere Antworten auf ihre Fragen zu geben. Dazu scheinen uns alle Voraussetzungen in unserem Land vorhanden, verschiedene Hürden müssten jedoch noch genommen werden.
Was vermittelt Ihnen diesen Eindruck?
Zum Beispiel gibt es ein Bedürfnis an Strukturen, die unsere Kunden in ihren philanthropischen Vorhaben beraten könnten. Die Anliegen unserer Kunden sind ganz verschieden, und so sind auch die Fragen, die sie an uns richten. Irgendwann treffen sie die Entscheidung, Geld für eine gute Sache spenden zu wollen.
Es geht zum Teil um erhebliche Beträge. Doch sie sind sich nicht immer im Klaren , an wen und wie sie die verteilen sollen. Sie wollen auch nicht nur einen Scheck überreichen, sondern sich ebenfalls der Auswirkungen ihres Engagements versichern . All diese Fragen fordern professionelle Begleitung, Feingefühl und Sachverständnis . In Luxemburg fehlen dafür teilweise Vermittler zwischen den Spendern und den Nutznießern.
Was fehlt in einem Land, das weltweit als Finanzzentrum gilt?
Der rechtliche und steuerliche Rahmen müsste zugänglicher sein. Er müsste auch der Entwicklung, die die Philanthropie in den letzten Jahren gekannt hat, angepasst werden. Da sind uns andere Länder voraus.
Die Briten oder Schweizer sind ganz fortschrittlich. Andere Länder haben eine Dachstiftung gegründet, die die Spender in vielen verwaltungstechnischen Fragen unterstützt. In Belgien gibt es beispielsweise die Fondation Roi Baudouin, in Frankreich die Fondation de France .
Auch der Stifterverband in Deutschland könnte als Vorbild dienen. Als Bank haben wir natürlich in diesem Rahmen eine Rolle zu spielen. Wir genießen das Vertrauen unserer Kunden, haben ein Know-how in Sachen Vermögensverwaltung und die Kompetenz, Strukturen zu entwickeln, die zur Verwirklichung gewisser philanthropischer Projekte benötigt werden.
Warum nutzen Sie die Veranstaltung nicht zur Eigenwerbung? Man findet den Namen der "Banque de Luxembourg" weder auf der Einladung noch auf dem Programm.
Es geht uns darum, dass eine Dynamik entsteht. Unsere gesamte Geschäftsführung ist überzeugt, dass sich in Luxemburg etwas in Bewegung setzen kann. Die Veranstaltung soll das Bewusstsein aller dafür öffnen. Wir wären zufrieden, wenn alle mitmachen, denn eine Bank allein kann nichts erreichen.
Könnte Luxemburg sich auf der Weltkarte der Philanthropie einen Namen machen ?
Wenn wir als Land agieren, könnten wir in Europa Vorreiter werden. Die Kompetenz am Finanzplatz ist dabei ein wichtiger Grundstein. Wie schon angesprochen, könnten wir im Bereich Private Banking und Nachlassplanung unsere Kunden besser begleiten .
Luxemburg hat sich übrigens bereits hervorragend positioniert, was die Mikrofinanz anbetrifft. In der näheren Zukunft wird es zu einer Nachfrage kommen an Produkten , die den Bedarf an Finanzierung der Empfänger und die Investitionsziele der Philanthropen vereinen sollen. Zur Entwicklung dieser Produkte, die als "hybrid" bezeichnet werden, hat Luxemburg durch seine Expertise im Bereich der Spezialfonds besonders gute Voraussetzungen.
Es liegt an uns, diese Vorteile zu nutzen, damit Luxemburg beim Thema Philanthropie genau so automatisch genannt würde wie bei Fonds. Ich denke, dass das Kolloquium auch ein Zeichen in Europa setzten wird.
Denn was hier am Finanzplatz passiert, wird in Europa eng verfolgt. Wir haben unter den über 330 Gästen auch Schweizer, Briten, Franzosen, Deutsche, Belgier und Niederländer . Viele Menschen, die ich in den zwei Jahren, in denen ich mich um das Thema kümmere , getroffen habe, sind beeindruckt, dass wir etwas tun.
Was hätten die Luxemburger von den Philanthropen?
Der Staat kann nicht mehr alles zahlen und soll auch nicht für alles aufkommen . Spenden aus dem Privatbereich könnten verschiedene Bereiche dynamisieren und andere ins Rampenlicht bringen. Manche Problematiken tun sich schwer, Spenden anzuziehen .
Ich denke dabei an Alzheimer, an die Drogensucht oder an andere. Oder aber auch an kleinere Organisationen, die nicht die große Aufmerksamkeit genießen . Andere wiederum könnten an Unabhängigkeit gewinnen. Ein gutes Beispiel wäre die Forschung, die sich auch ihre Ziele zum Teil ungebunden setzen soll .
Vor allem geht es aber darum, eine Botschaft an die nächste Generation zu überbringen : Jeder hat die Fähigkeit beziehungsweise die Aufgabe, sich Fragen der Gemeinnützigkeit zu widmen, oder zumindest einen Beitrag zu ihrer Lösung zu leisten.
Die Philanthropie bedeutet Verantwortung und Selbstlosigkeit, Begriffe, die sich im Herzen vieler gegenwärtiger Angelegenheiten, allen zuvor der Nachhaltigen Entwicklung, befinden. Wenn wir möglichst viele Menschen ins Boot holen und gemeinsam Bürgersinn beweisen, werden wir vieles - durch die Auswirkungen auf das Sozial-, Kultur oder Bildungswesen - für die Lebensqualität in Luxemburg erreichen und zum positiven Image des Großherzogtums im Ausland beitragen.
Sie veranstalten jetzt das Kolloquium. Was kommt danach?
Wir haben unseren Beitrag geleistet. Wir hoffen nun, dass die Vorschläge, die aus dem Kolloquium herausgehen, in Taten umgesetzt werden. Dafür haben wir schon deutliche Zeichen.
Jacques Santer, der ehemalige Premierminister und Präsident der Europäischen Kommission, hat uns sehr unterstützt - und so ein Bewusstsein für die Bedeutung des Themas bei den Entscheidungsträgern geschaffen. Wenn der Staat den Rahmen nun neu festlegt, sind alle Weichen gestellt, damit Finanzplatz , Unternehmen und private Spender die Gelegenheit der Philanthropie in Luxemburg nutzen können.
© saint-paul luxembourg
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