Immer mehr Menschen wollen zu Lebzeiten Gutes tun - häufig über Stiftungen
von Cordelia Chaton
Warum gründet jemand eine Stiftung? Welche Schwierigkeiten, Motive und Möglichkeiten gibt es? Das "Luxemburger Wort" sprach mit einer Frau, die das vor hat. Menschen wie sie gibt es immer häufiger in Luxemburg.
Cécile Kerschen* hat ein erfülltes Leben hinter sich und noch viel vor. Sie will eine Stiftung gründen, bald soll es so weit sein. Bis dahin allerdings soll niemand ihren wahren Namen erfahren, zu sehr sorgt sich die Luxemburgerin um das Gelingen ihres Unterfangens.
Menschen wie Kerschen gibt es immer häufiger. Sie wollen Gutes tun, möglichst noch zu Lebzeiten und häufig in der Nähe ihres eigenen Interessensgebietes . Damit bereichern sie eine Landschaft von Stiftungen, die bislang eher von institutionellen Ansätzen als von Bürgeransinnen geprägt war. Kerschen erzählt .
"Ich habe ein gutes Leben führen können, das mich innerlich sehr bereichert hat. Jetzt kann ich das weitergeben. Ich bin jetzt über sechzig Jahre, habe keine Kinder und meinen Mann vor einiger Zeit verloren.
Jetzt ist auch die Zeit da , sich um etwas zu kümmern. Es ist nicht so, dass ich einen neuen Lebenszweck bräuchte. Ich bin jetzt einfach bereit. Das Leben mit meinem Mann war ein reich erfülltes, aber jetzt ist es Zeit für etwas Neues.
Ich bin überzeugt, dass es viele Menschen in unserem Land gibt, die Verantwortung tragen, soziales Engagement an den Tag legen und einige finanzielle Mittel haben . Mit einigen von ihnen wollen wir diese Stiftung aufbauen. Persönlich finde ich es gut, wie sich Menschen in den USA oder Großbritannien einsetzen. Dort wird ein privates Engagement von Staats wegen gefördert und gefordert.
In der traditonellen Gesellschaft in Luxemburg gab es Gemeinsinn, wo man auf das Wohlergehen aller geachtet hat. Aber das ist verloren gegangen. Heute überlässt man diese Aufgabe dem Staat und vergisst dabei, dass der Staat nicht ein anonymes Etwas ist, sondern wir selber. Ich glaube, viele Menschen sind sich gar nicht bewusst , wie gut es ihnen geht.
Und dann gibt es die anderen, die Armen, Schwachen, Kranken, die Kinder, die Alten , die Unterprivilegierten - Sie werden zu gewissen Themen nie Zugang haben, wenn wir nicht damit auf sie zugehen. Deshalb plane ich diese Stiftung, um sie zu erreichen .
Wir sind dabei, die Stiftung einzurichten. Deshalb ist es verfrüht, schon über sie zu reden. Nur so viel: Das Thema unserer Stiftung ist eines der zentralen Themen meines Lebens, das mich immer begleitet hat, eine vitale Quelle meines Lebensweges . Deshalb möchte ich, dass auch andere daran teilhaben. Und die Reaktion der offiziellen Stellen war bislang sehr positiv.
Meine Erfahrung, als ich zur Bank gegangen bin, war eine gute. Ich bin bei der 'Banque de Luxembourg', unter anderem auch, weil sie in meinen Augen sehr engagiert im Bereich 'Corporate Social Responsibility' ist, wie man neudeutsch so sagt. Sie nimmt ihre Verantwortung als Unternehmen wahr.
Und sie war sehr, sehr hilfreich dabei , Netze auszuwerfen. Sie ist mir sehr entgegengekommen. So konnten wir zusammen neue Wege gehen. Luxemburg ist klein, da möchte ich nicht überall sofort mit meinem Namen auftreten. Einige Leute haben anfangs Zweifel angemeldet 'weil es das noch nie gab'. Das stimmt. Aber aller Anfang ist schwer und einer muss anfangen.
Aber ich arbeite jetzt seit einem Jahr daran und das Projekt nimmt Konturen an . Es ist eine große Befriedigung, selbst und mit den richtigen Partnern etwas auf die Beine zu stellen. Dazu kam, dass ich den geeigneten professionellen Partner gefunden habe, der mir auf höchstem Niveau entgegenkommt.
Die meisten Stiftungen hier entstehen noch mit institutioneller Hilfe. Das ist steifer als mit Privatleuten etwas zu machen. Wenn man privat etwas plant, machen viele einfach mit wegen der Sache, nicht wegen eines Prestigegewinns oder kommerziellen Vorteils.
Mir schwebt eine Struktur im Sinne der Bürgerstiftungen vor, die in Deutschland derzeit allerorts aufkommen. Das heißt, mit wenig Kapital lässt sich viel bewirken, wenn die Initiatoren engagiert sind und wissen, was sie wollen . Dazu kann professionelles Know-how nicht schaden.
In Luxemburg hat sich das noch nicht durchgesetzt, dass jemand aus seinem Portemonnaie eine Stiftung bezahlt; jedenfalls nicht zu Lebzeiten. Aber ich denke, Vorreiter gibt es immer. Das spricht auch einige an. Ich suche noch Mitstreiter.
Spenden tue ich wie andere auch, seit Jahren. Aber es gibt nicht das, was meinem Stiftungszweck entspricht. Darüber hinaus führt Spenden in Luxemburg schnell zu merkwürdigen Auswüchsen der Bürokratie.
In meinem Freundeskreis ist schon bekannt, dass Spenden ab einer relativ geringen Größenordnung sehr schwierig sein kann. Da machen uns einige Beamte unnötig das Leben schwer . Das hat mit dazu beigetragen, dass ich auf die Idee mit der Stiftung kam.
Ich wusste ja, was ich wollte. Dann habe ich mir angeschaut, was andere machen und was die Regierung tut. So ist nach und nach ein Konzept gewachsen.
Als Bürgerin denke ich, es ist wichtig, dass Menschen, die sich verantwortlich fühlen, ihren Geldbeutel auch der Gesellschaft aufmachen. Das ist nicht das Gleiche wie Ausgaben für eigene Zwecke. Es liegt in der Hand des Einzelnen zu verstehen, dass wir Privilegierte sind. Wir gehören nicht zu jenen auf der Welt , die morgens aufstehen und ums Überleben kämpfen. Ich denke, wir sind alle Teil eines Ganzen. Auch deswegen möchte ich eine kleine, nützliche Spur hinterlassen.
Angst um die Fortführung der Stiftung mache ich mir nicht. Wichtig ist mir hingegen, dass wir genug Kapital haben. Denn die Stiftung soll vom Ertrag leben, da braucht man einen gewissen Grundstock.
Vor allem aber freue ich mich darauf, etwas weiterzugeben, was mir persönlich mein ganzes Leben lang Freude bereitet hat. Das ist das Schönste."
* Der Name wurde von der Redaktion geändert. Die wahre Identität ist ihr bekannt.
© saint-paul luxembourg
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